Die Ikone “ Muttergottes von Tichvin” (XV-XVI. Jh.) |
2004
(Zur Ausfuhr- und Rückgabengeschichte der Ikone “ Muttergottes von Tichvin ” ) Die Ikone “ Muttergottes von Tichvin” gehört zu den wertvollsten Abbildungen der Gottesmutter in der ganzen Welt. Für das rußische Volk war sie ein wundertätiges Heiligtum und eine Beschützerin des Rusnordens einige Jahrhunderte lang. Der Sage zufolge wurde die Ikone schon im V.Jh von der Kaiserin Eudokia aus Jerusalem nach Konstantinopel gebracht. Es gab die Zeiten, als man die Ikone als verloren galt, Ende des XIV.Jhs aber erschienen in Tichwin einige Mitteilungen über sie. Hier wurde sie vielmals von einem Ort zu anderem transportiert. Dreimal wurde mit Feür die Kapelle vernichtet, wo sich die Ikone befand, das Heiligtum selbst aber wurde unschädigt. Als laut Befehl des großen Kaisers Wasili Iwanowitsch (1505-1553) die Steinkirche speziell für die Ikone Muttergottes von Tichvin aufgebaut wurde, stürzte das Gebäude auf 20 Arbeiter ein. Niemand aber litt. Diese Wunderrettung ließ sich durch ungewöhnliche Ikoneneinwirkung erklären. In den 20-er Jahren des XX Jhs war die Ikone gefährdet: die Mariä-Entschlafens-Kathedrale, wo sie sich befand, wurde geschloßen und dem Tichwiner Heimatkundemuseum ubergeben, das unter der Leitung der Leningrader Gebietsbildungabteilung war“. (Aus den Dokumenten des Operationßtab von Reichleiter Rosenberg ) Am 7.November 1941 ließen die sowjetischen Truppen unter den Schlägen von der 16.Armee der Gruppe “Nord“ die Stadt Tichwin. Nach den Zeugnißen der Rechenschaftsberichte von Okkupanten sollte sich die Ikone Muttergottes von Tichvin dann in der Mariä-Himmelfahrtskirche der Mariä-Entschlafens-Kathedrale - befinden. Von dorther konnten die Eroberer die wundertätige Ikone selbst und andere Kunstgegestände –insgesamt 64 Stücke (Ikonen, Kreuze, Kirchengerät) unter durchgehendem Feindfeür hinaustragen. Geradezu ein wenig später war das Kloster mit allem, was innen war, wegen des Geschoßvolltreffers verbrannt. Nach den Angaben ?GK ASK (Außerordentliche Staatliche Komißion ) [1] sollten 1670 Kirchen und 69 Kapellen auf von Hitlers Soldaten okkupierten Gebieten der UdßR verbrannt oder ganz vernichtet werden. Nach den übriggebliebenen Dokumenten darf man vermuten, das berühmte rußische Heiligtum sei in die Hände der Sonderkomandosangestellten “Görlitz“ des Wirtschaftßtabs “Ost“ des Ministeruims für okkupierte Ostgebiete gefallen. Am 30.November 1941 meldeten die Stabsangestellten bei Berlin über “die Rettung einer sehr wertvollen rußischen Ikone“ und wiesen darauf hin, daß diese Tatsache für die propagandistischen Zwecke zum Nutzen des “großen Deutschlands“ ausgeschlacht werden könnte. Berlin zeigte Intereße für bedeutenden “Fang“ so angeregt, daß es dringend eine Liste vom Geretteten in Tichwin anforderte. DieTichwiner Schätze wurden der Sektion “Bildende Kunst“ des Operationßtabs vom Reichleiter Rosenberg zur Verfügung gestellt, d.h. der Spezialministerabteilung für die Ausfuhr der gesammelten auf okkupierten Gebieten Kulturschätze in das Reich. Am 3.März 1942 wurden die Kulturschätze des Tichwiner Kloster-Museums nach Pskow transportiert und der Stadtkommandantur zur Vefügung gestellt. Die Ikone Muttergottes von Tichvin wurde in der Rüstkammer der Kommandantur untergebracht und eine Nachwache zugewiesen. Im Ministerium für okkupierte Ostgebiete begann man dringend die propagandistischen Maßnahmen im Zusammenhang mit politischen Anweisungen der Naziverwaltung auszuarbeiten. Laut Befehl des Chefs der politischen Polizei Geidrich vom 16.August 1941 № 10 “Über die kirchliche Frage auf den okkupierten Gebieten der UdßR” war es vorgeschrieben, “sich keine Sorge um die Lage der Orthodoxen Kirche zu machen, denn die Wiederherstellung der bisherigen patriarchalischen Rußischen Kirche käme nicht in Frage “. “Mit Rücksicht auf lokale Bedingungen“ aber war es empfehlenswert, der Bevölkerung einzelne Reliquien “nur für Gottesdienste“ zur Verfügung zu stellen. Am 1.September 1941 wurde das Zirkular im Innern der ß vorbereitet, das Führers persönliche Anweisungen berücksichtigte. Den Okkupationsbehörden war es vorgeschrieben, mit allen Mitteln religiöse Bewegung in Rußland zu fördern, dabei aber “sie zu gliedern, zu zerstücken, ohne die mögliche Konsolidierung der “rußischen “ Elemente zuzulaßen“. Einer der Schlüßelideologen des Reiches Alfred Rosenberg, der die Rolle der Orthodoxen Kirche als Träger der Deutschland feindlichen Nationalidee verstand, empfahl in seinen Anordnungen, “einige religiöse Freiheit“ zuzulaßen. Er glaubte, das orthodoxe Christentum, besonders in Rußland, sei nur “ein buntes ethnographisches Ritual“. Die Hauptverwaltung für die Staatßicherheit Deutschlands hatte ein wachsames Auge auf die Verfaßung der Rußen auf okkupierten von Deutschen Gebieten. Die Operationstrupps der Spezialdienste bestätigten in ihren Meldungen die Zweckmäßigkeit “des Zähmens“ der Bevölkerung anhand der Religion. Den Okkupanten machten Hoffnung die stabil vollgestopften Gotteshäuser, die unerwartet gestiegene Nachfrage für Bücher des religiösen Inhalts, zugenommene Anzahl solcher Bräuche wie Taufe, Eheschließungshandlungen, Begräbnis, Todenmeßen. Man berücksichtigte auch eigene “Rückschläge“. So erwarteten die Deutschen nicht, auf einen heftigen Widerstand der orthodoxen Kirchenbedienten gegen die Einführung des Gregorianischen Kalenders in Gottesdienst und religiöse Feste zu stoßen. Die Okkupanten schätzten diese Tatsache als sehr wichtig ein: es stellte sich heraus, daß die Gläubigen in Rußland im Schutz ihrer Rechte auf religiöse Tradition entschloßen sind. Die Truppen der Leningrader Front, die die Blokade um Leningrad herum druchbrachen, befreiten Nowgorod am 20.Januar 1944. Vor Pskows Befreiung blieb ein halbes Jahr. Rosenbergs Operationßtab aber beauftragte schon seinen Mitarbeiter Krusenstern, die Ikone Muttergottes von Tichvin auf die Ausfahr aus Pskow vorzubereiten. Etwas später stellte Krusensterns Kollege, Dr.Zwibel, die Ikone nach Riga zu. In Riga befand sich eines der Zentren des Rosenbergs Operationßtabs für Bearbeitung, Vorbereitung auf Bewegung und Absendung der Kulturschätze ins Reich. Dorthin wie bekannt wurden Kunstwerke und Antiquitäten aus allen Ecken des okkupierten und gründlich geprüften von “Nazikunstwißenschaftlern“ Nordwestens Rußlands zugestellt. Rosenbergs Mitarbeiter hielten es notwendig, die Beraubung in einem solchen Maßstab mit einer leichten Wohltätigkeit zu“verdünnen“. Der Operationßtab startete dringend z.B. eine Aktion der “freiwilligen“ Absendung der Schätze des Pskow-Petschorsker Klosters nach Deutschland zur “zeitlichen Aufbewahrung“. Die Übergabe der Rußischen Orthodoxen Kirche 1026 Bibeln, Evangelien und andere kirchliche Bücher und Handschriften aus Nowgorod wurde weit angepriesen. Die Vertreter des Ministeriums für okkupierte Ostgebiete, des Operationßatbs und der Abteilung für Propoganda bestätigten festlich mit Klang der zeremoniellen Reden und des Orchesters “Sonderschutz der deutschen Behörden für das Auferstehen der Orthodoxen Kirche in Rußland“. Die Ikone Muttergottes von Tichvin stand unter Rigär Bischofs Johann Gorklaws Fürsorge. Nach der letzten Information, die man in Rechenschaftsberichten des Rosenbergs Operationßtabs finden konnte, war es bekannt: “Muttergottes von Tichvin sei auf dem Seewege aus Riga nach Danzig und von dorther nach Ratibor am 26.Februar 1944 zugestellt worden. Bis 1949 tauchte die Frage über die Ikonezurückgabe in die Heimat mehrmals auf. Der sowjetische Militärnachrichtendienst meldete regelmäßig über Nachkriegsbewegungen der Ikone innerhalb der Grenzen der Amerikaner Okkupationszone Deutschlands. Auf amtliche Nachfragen und Schreiben der sowjetischen Okkupationsbehörden anläßlich der Ikonezurückgabe den gesetzlichen Besitzern in der UdßR antwortete die Amerikaner Administration verschwommen und ungern“. Marschall Sokolowski, der die Sowjetische Militäradministration in Deutschland führte, bemerkte im März 1949 in seinem Brief dem amerikanischen Kollegen General Klei, ganz unstatthafte Situation hätte sich wegen der Restitution des sowjetischen Vermögens aus der Amerikaner Okkupationszone Deutschlands gestaltet ... das sowjetische Vermögen, das Hitlers Soldaten geraubt hätten, darunter wertvolle Nationalkultur- und Kunstdenkmäler usw., wäre in der Amerikanerzoneungesetzlich aufgehalten“. Im Brief von Sokolowski war nur ein konkreter Intereßengegestand der sowjetischen Seite – die Ikone Muttergottes von Tichvin, General Klei lehnte gemachte Ansprüche ab und heuchelte: “unsere Feldtruppen behändelten noch den gemachten Anspruch. Wir hätten aber die Ikone nicht gefunden und nicht identifiziert“. In Wirklichkeit begleiteten der Bischof Johann Gorklaws und sein Adoptivsohn Sergi die Ikone beim Umzug noch im Februar 1944 aus Danzig nach Prag und wohnten 4 Jahre in verschiedenen Flüchtlinglagern in der Amerikaner Okkupationszone Deutschlands. Nach jüngsten Zeugnißen Sergi Gorklaws hätte der Erzbischof Johann die Gottesdienste vor der Ikone in den Nachkriegsjahren gehalten, bewegend von einem Lager in anderes und unterstützend alle, die außerhalb der Heimat wohnten. Moskau entschied entschloßen und einfach zu handeln. Für die Identifizierung der Ikone Muttergottes von Tichvin bildete man eine Gruppe aus kompetenten Vertretern der Rußischen Orthodoxen Kirche. Es wurde 4800 DM für die Reise nach Deutschland bereitgestellt, ein Ausreisedatum geplant. Die amerikanischen Behörden aber gab keine Genehmigung ohne irgendwelche Erklärungen auf die Einreise der Vertreter der ROK ins Territorium ihrer Okkupationszone Deutschlands. Johann und Sergi Gorklaws wurden mit der Ikone still in die USA befördert: zürst nach Boston, und von dorther nach New York. Die Endstelle der rigär Flüchtlinge und des rußischen Heiligtums wurde die Dreifaltigkeitskirche in Chicago. Etwas später wurde Johann Gorklaws mit einer Würde eines Erzbischofs der orthodoxen Diaspora von Chicago und Minneapolis bekleidet. Mit der Ikone Muttergottes von Tichvin bereiste er alle orthodoxen Kloster und Gotteshäuser Amerikas. In den 1990-er Jahren brauchte die Minkultur Rußlands die in Chicago vorhandene Ikone mit einer verlorenen in Tichwin zu identifizieren, während sie den vielbändigen “Zusammengefaßten Katalog der Kulturschätze der Rußischen Föderation, die während des zweiten Weltkriegs entwendet und verloren wurden“ zu veröffentlichen vorzubereiten. Kenndaten und einige andere Merkmale des gesuchten Heiligtums waren nach den Restaurierungsdokumenten 1910, die Tichwiner Museumsarbeiter herausgefunden hatten, bekannt. In der Restitutionabteilung des Ministeriums gab es verschiedene Angaben über ein Nachkriegßchicksal der Ikone. Eine berühmte amerikanische Archivsarbeiterin P.K.Greemsted z.B. behauptete, Oberpriester Sergi Gorklawsbesitzte eine Liste Muttergottes von Tichvin, aber keine Originalikone. Im Brief auf seinen Namen vom 2.August 1999 brachte das Minkultur Rußlands alle bekannten nach Dokumenten der deutschen Archiven Verhältniße der Ikonenausfuhr aus Tichwin, Pskow und Riga und bat jede Information darüber mitzuteilen. Die Antwort folgte nicht. Das zweite Schreiben zu dem Vater Sergi wurde durch die rußische Botschaft in Washington übergeben. Die Antwort folgte auch nicht. Die Verfaßer des “Zusammengefaßten Katalogs“ wandten sich für die Unterstützung an das Moskaür Patriarchat. Im November 2000 sendete es dem Erzbischof von Washington, dem Metropoliten ganzer Amerika und Kanada Feodoßi einen Brief mit einer Bitte, Beistand zu leisten, um einige Angaben über das Nachkriegschicksal der vorhandenen bei Oberpriester Sergi Gorklaws Ikone Muttergottes von Tichvin zu geben. Es gab keine Antwort aber auch. Sogar dem Moskaür Patriarchat. Es war beschloßen, das dritte Schreiben des Ministeriums zu dem Ikoneninhaber persönlich durch einen Vertreter des Generalkonsuls Rußlands in Chicago einzuhänden. Bald erhielt man die Erläuterung. Es stellte sich heraus, daß der Vater Sergi aus prinzipiellen Gründen in Verbindung mit weltlichen Behörden gar nicht stand. Etwas später erhielt das Minkultur Rußlands halbamtliche Auskunft: im Juli 2001 besuchten Oberpriester Sergi und Oberpriester Alexander Gorklaws Uspenski-Kathedrale von Tichwin , wo sie ausführlich die Gründunggeschichte seines baukünstlerischen Ensembles und den Lauf der Wiederherstellungsarbeiten kennenlernten. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf sich die Uspenski-Kathedrale von Tichwin gelenkt, wo sich die wundertätige Ikone im Laufe einiger Jahrhunderte befand. In Tichwin bestätigte der Vater Sergi, daß sich die Ikone Muttergottes von Tichvin in Chicago in seinen Privaträumen befande und jedem Intereßierten für das Gebet erreichbar wäre. (In den Festen würde sie ins Chocago Dreifaltigkeitskathedralre getragen). Die Intereßiertheit der orthodoxen Kirchen Amerikas, die Ikone zu ihnen unterzubringen, merkte Sergi an und bezog sich auf Johann Gorklaws Testament, laut deßen das Heiligtum nach Rußland zurückzukehren hat. Bei den Verfaßern des “Zusammengefaßten Katalogs” erschien die Hoffnung, daß die Ikone Muttergottes von Tichvin in eine Liste für immer verlorener Schätze Rußlands nicht einzutragen war. Diese Hoffnung wurde stärker bei der Mitteilung, daß Patriarch von Moskau und ganz Rußland Alexi II. Vater Sergi im Januar 2003 aufgenommen hätte. Der Inhaber aus Chicago bestätigte die Ansicht, der wiederhergestellten Uspenski-Kathedrale von Tichwin das Heiligtum zurückzugeben. (Vorher besuchte der Klostervorsteher Euthymius den Metropolit Feodosi und Vater Sergi in den USA ). Am 9.Juli wurde die Ikone Muttergottes von Tichvin festlich der Uspenski-Kathedrale von Tichwin übergeben. Die Frage über ihre Identifikation war geschloßen. Der Verfaßer: Nikandrow N.I. Bei Voll – und Teilnachahmung der Materialien ist die Bezugnahme auf Urqülle verbindlich. [1] die ASK – die Außerordentliche Staatliche Komißion für Festellung und Untersuchung des Vebrechens von deutsch-faschistischen Eroberern und ihren Mitbeteiligten und des zugefügten Schadens der Bürgerschaft, den Kolchosen, Gesellschaftsorganisationen, staatlichen Unternehmen und Institutionen der UdßR. |